23.05.2024 16:55 Uhr

Positionspapier der AG Jugendförderung zur Kommunalwahl 2024

Jugendförderung bestimmt unsere Zukunft mit! Jugendförderung ist Prävention!

Was passiert in der Potsdamer Jugendförderung?

Die Jugendförderung stellt Schutzräume für junge Menschen bereit, in denen sich die Besucher*innen frei von Gewalt und Deskriminierung aufhalten und entfalten können. Sie sind Anlaufstellen für junge Menschen in ihrer Freizeit, sie schaffen Kultur-, Sport-, Bewegungs- und Medienangebote sowie Räume, in denen sie einfach sein können. Die Jugendförderung stellt lebensweltorientierte Bildungs- und Präventionsangebote bereit, die über Schule hinausgehen. Junge Menschen erfahren hier verbindliche Kontakte zu erwachsenen Fachkräften, die Ansprechpartner:innen für Sorgen und Anliegen junger Menschen sind. Sie können individuelle Beratung zu allen Lebenslagen und Problemen in Anspruch nehmen und werden vertrauensvoll begleitet.

Die Jugendförderung vertritt die Interessen und Anliegen junger Menschen in der Stadtgesellschaft und sorgt für deren Beteiligung an den sie betreffenden kommunalpolitischen Themen. Die Fachkräfte der Jugendförderung entwickeln gemeinsam mit den jungen Menschen Projektideen, die mit oder ohne Unterstützung Erwachsener umgesetzt werden. Junge Menschen können in den Räumen und Angeboten der Jugendförderung ihre individuellen Interessen und Hobbys verfolgen und diese mit anderen teilen.

Der Bereich Jugendförderung trägt dazu bei, junge Menschen bei einem gesunden Aufwachsen zu begleiten. In unseren Angeboten erleben sie Selbstwirksamkeit und Eigenverantwortung. Sie finden erwachsene Ansprechpartner:innen, die sie dabei unterstützen, auch Krisen gut meistern zu können und aus diesen gestärkt hervorzugehen. Wir zeigen ihnen, wie sie Konflikte aushandeln können und welche Strategien es gibt, auch Streitsituationen konstruktiv zu bearbeiten und Konflikte gewaltfrei zu lösen. Sie erfahren Beteiligung sowohl in den Einrichtungen, die sie maßgeblich mitgestalten, wie auch in der Stadtgesellschaft. Wir treten anwaltschaftlich für die Interessen junger Menschen ein, unterstützen und begleiten sie dabei, ihre Anliegen auch selbst in die Diskussionen der Stadtgesellschaft zu tragen, erste Erfahrungen im stadtpolitischen Raum zu sammeln und selbst für ihre Interessen einzutreten. Die Angebote der Jugendförderung sind Prävention, d.h. unterstützen junge Menschen und deren Familien dabei, später keine weiterführenden Hilfen in Anspruch nehmen zu müssen. Wir tragen zur psychosozialen Gesundheit junger Menschen bei.

Junge Menschen sind Teil der Stadtgesellschaft und müssen gehört werden

In der wachsenden Stadt Potsdam kommt es regelmäßig zu Nutzungskonflikten im öffentlichen Raum. Junge Menschen treffen sich natürlich - nicht nur in den Sommermonaten - und verbringen ihre Freizeit im öffentlichen Raum. Sie sind in der Stadtgesellschaft sicht- und hörbar und das ist auch gut so, denn sie sind Teil der Stadtgesellschaft. Ihre Interessen müssen ebenso wie die anderer Teil des öffentlichen Aushandlungsprozesses sein. Ihre Anliegen und Bedürfnisse müssen von den zukünftigen Stadtverordneten aufgenommen und im politischen Raum vertreten werden. Die Stadt braucht Freiflächen und attraktive Beteiligungsformate für junge Menschen.

psychosoziale Gesundheit junger Menschen fördern

Die Pandemie und ihre Folgen für junge Menschen treten in der öffentlichen Diskussion immer weiter in den Hintergrund. Gleichwohl sind diese immer noch spürbar: eine Vielzahl junger Menschen leidet weiterhin unter den Folgen der Pandemie. Sie sind besorgt aufgrund von Bedrohungen durch den Klimawandel sowie durch die Konflikte und Kriege, auch in Europa! Sie haben Zukunftsängste und viele von ihnen müssen mit psychischen Belastungen bis hin zu psychischen Erkrankungen kämpfen. Die Jugendarbeit fängt eben diese Sorgen und Belastungen jeden Tag auf und unterstützt junge Menschen dabei, ihren Alltag gesund zu bewältigen. Damit diese Unterstützung weiterhin gelingen kann, braucht es eine bessere personelle Ausstattung der bestehenden Projekte sowie in der wachsenden Stadt mehr Angebote, um diese wichtige Begleitung und Beratung weiterhin leisten zu können.

politische Bildungsarbeit finanzieren

Die Jugendförderung trägt dazu bei, dass sich junge Menschen zu mündigen und demokratisch verhaltenden und handelnden Erwachsenen entwickeln, die sich für ihre Interessen, aber auch für ihr Umfeld und ihre Stadt engagieren. Um diese Arbeit weiter und stärker leisten zu können, müssen mehr Mittel für die politische Bildungsarbeit junger Menschen bereitgestellt werden.

Stellenwert der Jugendförderung in der Potsdamer Jugendhilfe

Der Bereich Jugendförderung mit den Angeboten der offenen Jugendarbeit, Jugendpolitik und -beteiligung, Medienbildung, Schulsozialarbeit, Gesundheitsförderung und diversen Projekten für und mit jungen Menschen wird immer wieder fälschlicherweise als “freiwillige” Leistung abgetan. Obwohl es eine dem Grunde nach pflichtige Aufgabe der Kommune gemäß Sozialgesetzbuch VIII - Kinder- und Jugendhilfe - ist, sind Angebote der Jugendförderung in herausfordernden Haushaltssituationen wie der gegenwärtigen innerhalb der Jugendhilfe die ersten, die zur Disposition gestellt werden, und um ihre Finanzierung und damit ihren Fortbestand bangen müssen. Dies spiegelt sich auch in der Struktur des Potsdamer Jugendamtes wieder: während die Bereiche Kindertagesbetreuung und Hilfen zur Erziehung feste Säulen des Potsdamer Jugendamtes sind und sich so auch in der Verwaltungsstruktur wiederfinden, ist der Bereich Jugendförderung in der Verwaltungsstruktur explizit gar nicht ausgewiesen und seit Jahren lediglich mit einer Stelle in der AG Strategie, Bildung und Jugendhilfe vertreten. Wir fordern daher die Wiedereinrichtung eines eigenständigen Bereichs Jugendförderung mit entsprechender personeller Ausstattung. Es ist notwendig, die mehr als 70 Angebote in ausschließlich freier Trägerschaft seitens des Jugendamtes fachlich intensiver und regelmäßiger zu begleiten sowie die gesetzlich geforderte Jugendhilfeplanung und Qualitätsentwicklung in diesem Bereich sicherzustellen. Die Stelle Qualitätsmanagement Jugendförderung muss nahtlos wieder besetzt werden. Daher bedarf es bereits jetzt der Ausschreibung, um eine Nachbesetzung dieser Stelle zum Jahreswechsel vornehmen zu können.

Fachkräfte der Jugendförderung tarifgerecht entlohnen

Der Bereich Jugendförderung unterliegt einem Fachkräftegebot: das bedeutet, dass Menschen, die in dem Bereich tätig sind, eine adäquate Ausbildung vorweisen müssen. Die Fachkräfte arbeiten in komplexen Situationen und müssen sich in ihrem Alltag immer wieder neu auf Problemlagen einstellen, Bedarfe aufnehmen und mit ihren Angeboten umsetzen. Dafür bedarf es Fachkräfte, die im Kontext des Fachkräftemangels auch bereit sind, im Bereich der Jugendförderung tätig zu sein. Um diese zu gewinnen und zu halten, müssen auch die entsprechenden Förderungsbedingungen sichergestellt werden, d.h. Fachkräfte tarifgerecht entlohnt werden. Weiterhin muss Förderung so gestaltet werden, dass regelmäßige Fortbildung und Supervision Standard sind, der auch im Praxisalltag umgesetzt werden kann. Wir brauchen für die Arbeit mit jungen Menschen gut ausgebildete Fachkräfte, die wir nur gewinnen und halten können, wenn der Bereich Jugendförderung ein attraktives Arbeitsfeld ist.

Vorhaben im Bereich Jugendförderung endlich umsetzen

Bereits beschlossene Vorhaben im Bereich der Jugendförderung müssen umgesetzt werden und dürfen nicht permanent ver- oder aufgeschoben werden! Hierzu gehört, dass die offenen Kinder- und Jugendeinrichtungen auch funktional und attraktiv gestaltet sowie dringende Sanierungsmaßnahmen endlich vorgenommen werden müssen. Beispielsweise darf die beschlossene Sanierung des RibbeckEcks nicht noch weiter aufgeschoben werden. Auch andere Einrichtungen müssen endlich prioritär saniert oder wenigstens instand gehalten werden. Zusätzlich müssen in den vorhandenen Einrichtungen inklusive Standards erreicht werden, um die gesetzlich geforderte Inklusion überhaupt zu ermöglichen. Das Kinder- und Jugendbudget muss realisiert und die dringend benötigten Skaterflächen (Nutheschnellstraße) sollen so schnell wie möglich gebaut werden.